In der Ebernburg fand der erste evangelische Gottesdienst statt,

so auch dasAbendmahl mit Brot und Wein

Hoch über der Nahe, direkt bei Bad Kreuznach, treffen wir auf die Ebernburg. Es ist ein trutziges Bollwerk, in dem nachweislich der erste evangelische Gottesdienst in deutscher Sprache mit einem Abendmahl in beiderlei Geschlecht, also Brot und Wein, gefeiert wurde.

Wenn auch Wittenberg meinte, die ersten evangelischen Gottesdienste gestalten zu haben, weil der exkommunizierte Priester Andreas Bodenstein, gen. Karlstadt, Doktorvater Martin Luthers, zu Weihnachten 1521 in weltlicher Kleidung einen Gottesdienst mit einem Abendmahl feierte. Allerdings soll er nur bei den Einsetzungsworten des Abendmahls, also die Worte Jesu, bei der Darreichung des Abendmahls gebraucht haben.

Dagegen ist sehr genau die erste evangelische Messe vom 25. Mai 1522 auf der Ebernburg bekundet. Epistel und Evangelium wurden in deutscher Sprache vorgetragen. Der Prediger war Johannes Oekolampad, der zudem in Absprache mit dem Burgherren Franz von Sickingen das Abendmahl in beiderlei Geschlecht darreichte.

Die Ebernburg wurde dieser Zeit als eine „Herberge der Gerechtigkeit“ genannt. Diese Titulierung verdankt sie einer Streitschrift Ulrich von Huttens, der ein Freund Franz von Sickingen war. Auf der Burg Nanstein, die auch Franz von Sickingen gehörte, hatte ihm erfolgreich Ulrich von Hutten Martin Luthers Sicht des christlichen Glaubens vorgetragen.

Mit Ulrich von Hutten, ein Vorkämpfer im Humanismus, hatte Franz von Sickingen einen Mitstreiter gegen eine Kirche gefunden, die den Menschen ihr Seelenheil im Kauf von Ablassbriefen verhieß. Folglich ist es kein Wunder, dass Franz von Sickingen den von der Amtskirche Verfolgten Unterschlupf gewährte. So waren dies Martin Bucer, Johann Schwebel, Johannes Oekolampad und Caspar Aquila.

Sie alle waren offen für die neue Form des Gottesdienstes, die sie in der Kapelle der Ebernburg feierten. Oekolampad reformierte als erster die Messfeier. Schon in Wittenberg, seiner Geburtsstadt, hatte er eine lutherische Predigt gehalten, was zu seiner Vertreibung geführt hatte. Doch er ließ sich nicht entmutigen. Mit deutschen Messtexten setzte er nun neue liturgische Akzente.

Auch der Dominikanermönch Martin Bucer, der nach einer Begegnung mit Martin Luther seinen Orden verlassen hatte, wollte auf der Ebernburg einen Neuanfang suchen. Dort übersetzte er für Ulrich von Hutten lateinische Texte, wobei er diese auch vermarktete. Später schickte ihn Franz von Sickingen nach Landstuhl, wo er das Patronatsrecht durch die dazugehörige Burg Nanstein hatte, Kirchenstellen zu besetzen. Seiner Heirat mit einer Nonne führte zu seiner Exkommunikation durch den Bischof von Speyer. Er ging deshalb nach Straßburg, wo er Wegbereiter der Reformation wurde. Auf ihn geht auch die Einführung der Konfirmation zurück.

Der Ordenspriester Johann Schwebel sollte Schutz bei Franz von Sickingen finden. Er wurde wegen kirchenkritischer Haltung aus Pforzheim vertrieben. Als Burgkaplan auf der Ebernburg feierte er ebenfalls Gottesdienste in deutscher Sprache. Auch er bekam durch Franz von Sickingen eine Pfarrstelle in Landstuhl. Später, es war das Jahr 1523 ging er nach Zweibrücken, wo er für das Herzogtum Zweibrücken – Pfalz eine evangelische Kirchenordnung verfasste.

Schon 1515 hatte Franz von Sickingen den Augsburger Caspar Aquila, sein deutscher Name eigentlich war Adler, zu seinem Feldkaplan bestellt. Weil dieser nach seiner Heirat nicht auf sein Priesteramt verzichtete, ließ ihn der Augsburger Bischof in Haft nehmen. Als ihm die Flucht gelang, fand er auf der Ebernburg eine neue Bleibe. Ihm wurde die Erziehung der beiden Söhne des Burgherren anvertraut. Als dieser dann verstarb, ging er nach Wittenberg, um Martin Luther bei der Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache zu unterstützen.

Hans – Ulrich Leifer

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