Liebe Leser auf dem „Sprung“

Liebe Leser auf dem „Sprung“ (von einem Jahr zum nächsten),

so hat sich Weihnachten bereits lange vorher wunderschön angekündigt: Denn uns wurde ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt worden. Der Prophet Jesaja hat mit Gottes Einwilligung diese „Geburtsanzeige“ in die Welt gesetzt, die für uns Christen ganz eindeutig auf Jesus Christus und Weihnachten hinweist. Und sie können sich denken, dass meine Frau und ich solch einen Satz in diesem Jahr ganz besonders persönlich vernehmen, auch, wenn es in unserem Fall hieße: uns wurde ein Kind geboren, eine Tochter ist uns geschenkt worden. Das erste Mal werden wir mit unserer Grace Weihnachten zu dritt verbringen bzw. in vergrößerter Familie mit ihren älteren Geschwistern. Wie besonders aber, dass Gottes Vorhersage diese Geburt auf uns alle bezieht, die sich von Weihnachten durch Gott ganz persönlich betreffen lassen: Denn mir wurde dieses Kind geboren und mir ist mit Jesus Christus Gottes Sohn zum Geschenk gemacht worden! Und wir als beglückte Eltern dürfen Ihnen dieser Tage sagen, was sie natürlich längst wissen: es gibt wohl kaum ein Lebensereignis, das „unsere Welt“ so umkrempelt und verändert, wie die Geburt eines Kindes. Wenn dies also schon auf unsere „natürlichen“ Kinder zutrifft, wieviel mehr soll es derartig auch durch dieses Geschenk des Himmels in der Person von Jesus geschehen. Er ändert unser Leben von Grund auf – prinzipiell: In das Bild Jesu sollen wir ganz hineinwachsen: ganz Gott zugewandt und dem Nächsten zugewandt und nicht eines auf Kosten des anderen Paul Deitenbeck.

Der wunderschöne Satz des SOS-Kinderdorfgründers Hermann Gmeiner nachdem alle Kinder dieser Welt unsere Kinder sind (für deren Wohlbefinden wir also gemeinsam Sorge tragen), lässt sich ja auch trefflich auf Gottes „Sohne-Mann“ für uns anwenden. Wenn je ein Kind uns allen „zugeboren“ wurde, dann er mit seinem Leben der reinsten Gottesart. Wie recht hatte darum Clemens Brentano in einem Gedicht: Welch Geheimnis ist ein Kind? Gott ist auch ein Kind gewesen; weil wir Gottes Kinder sind, kam ein Kind, uns zu erlösen. Welch Geheimnis ist ein Kind? Wer dies einmal je empfunden, ist den Kindern durch das Jesukind verbunden! Weihnachten findet also nicht ein banaler Bevölkerungs- und Familienzuwachs, sondern ein Zuwachs für unser Leben der ganz besonderen Art statt. Dieses heilige Christkind bringt hoffentlich nicht nur an drei Tagen im Jahr, sondern ganzjährig noch ganz andere Zuwächse bei uns hervor, so wie es Jesaja dann weiter von ihm berichtet: Ihm wurde die Herrschaft (Gottes) übertragen. Er trägt die Namen: wunderbarer Ratgeber, starker Gott, ewiger Vater, Friedefürst. Seine (geistliche) Herrschaft ist groß und bringt Frieden ohne Ende (dort, wo man ihn einlässt und sich nach ihm richtet).  Gott schenkt uns mit seinem „Neuling“ so viele Impulse in Richtung Bedeutungs- und Erkenntniszuwachs für ein Leben ganz in seinem Sinne! In der physischen Natur spiegeln sich einzelne Kräfte Gottes, aber im Menschen spiegelt sich Gott selbst. Nur ist dieser Spiegel verbogen und unrein, sodass das Bild verzerrt und nebelhaft erscheint. Der vollkommen reine Spiegel aber war Christus, und darum ist für die sinnlich gewordenen Menschen der sichtbare Christus so unentbehrlich und wichtig. In Christus sieht der Mensch, wozu er berufen ist und was er werden kann Matthias Claudius.

Was für ein wunderbarer Zuwachs geschieht uns also durch den Filius des ewigen Gottes, der uns anhand seines wundersamen und wortreichen Lebens wieder versöhnlich mit Gott-Vater vereint, dem wir wohl alle „irgendwie“ abhandenkamen. Kann man Jesu (über)weihnachtliche Bedeutung in schönere Worte kleiden als sie einmal Karl Rahner gelangen: Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort im fleischgewordenen Wort in unsere Welt hineingesagt. Und dieses Wort heißt: Ich liebe Dich, Du Welt, Du Mensch. Ich bin da: Ich bin bei Dir. Ich bin Dein Leben. Ich bin Deine Zeit. Ich weine Deine Tränen. Ich bin Deine Freude. Fürchte Dich nicht. Wo Du nicht mehr weiter weißt, bin ich bei Dir. Ich bin in Deiner Angst, denn ich habe sie mitgelitten. Ich bin in Deinem Leben, und ich verspreche dir: Dein Ziel heißt Leben. Es ist Weihnacht. Auch für Dich geht das Tor auf. In Deiner Nacht leuchtet ein Licht, das Dein Leben wieder hell macht. Gott schenkt uns also mit diesem Weltdatum den ewigen Mehrwert seines Lebens, damit unser Vorankommen in Gottes Richtung mehr und mehr vonstattengehen kann. Denn wohl nur ein Glaube, der uns zum Wachsen bringt (Zuwächse schenkt), ist „richtiger“ Glaube a la Christus! Brüder und Schwestern, das bedeutet: Wir sind nicht mehr der menschlichen Natur verpflichtet und müssen ihr nicht länger folgen. Wenn ihr aber mithilfe von Gottes Geist die Gewohnheiten eurer menschlichen Natur überwindet, werdet ihr leben. Alle, die sich von diesem Geist Jesu führen lassen, sind Kinder Gottes Römer 8, 12ff.  Und all das hat Gott zur heiligen Nacht unter uns neu begonnen, indem er seinen „Besten und Liebsten“ mit uns teilte, damit sein Lebensfunke auf uns überspringt. Und das aufzunehmen und IHM Raum zu geben wäre das Schönste, was wir mit dem Weihnachtsfest jeden Jahres anfangen könnten, auf das uns nicht nur alle Jahre wieder die sattsam bekannte Geschichte davon zu Ohren kommt, sondern unser Leben durch IHN in Bewegung gerät. Denn so sollte uns das Geschehen von Bethlehem „treffen“: Man bat einen Rabbi, dessen Großvater ein Schüler des Baalschem gewesen war, eine Geschichte zu erzählen. „Eine Geschichte“, sagte er, „soll man so erzählen, dass sie selber Hilfe sei.“ Und er erzählte: „Mein Großvater war lahm. Einmal bat man ihn, eine Geschichte von seinem Lehrer zu erzählen. Da erzählte er, wie der heilige Baalschem beim Beten zu hüpfen und zu tanzen pflegte. Mein Großvater stand und erzählte, und die Erzählung riss ihn so hin, dass er hüpfend und tanzend zeigen musste, wie der Meister es gemacht hatte. Von der Stunde an war er geheilt. So soll man Geschichten hören und erzählen Martin Buber. Und deshalb wünsche ich uns bewegende Weihnachtstage, die sich schon im Advent zu uns aufmachen und über den Jahreswechsel weit ins neue Jahr hinein weiter begleiten wollen. Eine Bewegung von dieser Großartigkeit: Allen Menschen wollte Gott zeigen, wie unvorstellbar groß der Reichtum seiner Gnade und Liebe ist. Und dieses Geheimnis ist niemand anderes als Jesus Christus, der mitten unter euch lebt und der allein unsere Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes ist, die auf uns wartet. Dieses Jesus verkündigen wir, wenn wir die Menschen ermutigen und versuchen, ihnen mit Weisheit und Geduld Jesus nahezubringen. Jeder Mensch soll die Möglichkeit haben, durch seine Entscheidung für Jesus Christus selbst ein Mensch zu werden, der in Gottes Augen (seine) Vollkommenheit besitzt Kolosser1.

Bleiben wir dem echten Leben im Glauben auf der Spur, die Gott uns so gelegt hat: Jeder von uns trägt im Herzen den Wunsch nach Liebe, Wahrheit, Leben… und Jesus ist dies alles in Fülle Papst Franziskus.

Ein herzliches Gott befohlen Ihr Pfarrer Dirk Westphal

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